AG Dekolonisierung
INFO
Der Begriff „Dekolonisierung“ scheint mittlerweile in aller Munde zu sein. Dekolonisiert wird dabei so einiges. Unserer Beobachtung nach führt diese beliebige Begriffsverwendung dazu, dass einerseits praktisch und theoretisch nicht mehr greifbar ist, was es mit Dekolonisierung auf sich hat. Andererseits besteht die Gefahr einer liberalen und gleichzeitig nicht-performativen An- und Enteignung, wie mit anderen kritisch-reflexiven Theorien auch. Die AG soll deshalb einen Raum zur Reflexion bieten, um sich mit Dekolonisierung als Begriff und Praxis auseinanderzusetzen. Dabei interessieren uns folgende Aspekte:
Dekolonisierung als theoretischer Begriff: Welche unterschiedlichen Bestimmungen und Bedeutungen von Dekolonisierung gibt es, die immer abhängig von geopolitischen Kontexten und Konstellationen, epistemologischen Traditionslinien und politischen Bewegungen sind? In welchem Verhältnis stehen Praktiken und Theorien der Dekolonisierung zu Antikolonialismus und Postkolonialismus? Wie sind sie praktisch und akademisch eingebettet? Gibt es Formen der Überscheidung zwischen kritischen Theorien zu Versklavung, Schwarzen Marxistischen Theorien und Berührungspunkte mit Theorien, die sich auf sich auf weitere Ungleichheiten beziehen?
Dekolonisierung als politische Praxis: Welche politischen, auch hochschul- und wissenspolitischen, Implikationen hat Dekolonisierung als Begriff, der immer mehr von hegemonialen und neoliberalen Wissensinstitutionen vereinnahmt wird? Was bedeutet es, die Universität, den Kanon, das Curriculum, die Disziplinen und Methodologien zu dekolonisieren? Wie lässt sich eine produktive Kritik am Hype um Dekolonisierung formulieren? Kann die Universität dekolonisiert werden? Wenn ja, welche grundsätzlichen strukturellen Transformationen würde dies für Wissenschaft und Forschung implizieren? Welche Verbindungen von Theorie und Praxis jenseits der Universität würden daraus entstehen? Wie lässt sich Dekolonisierung mit feministischen, post-/anti-/dekolonialen, Schwarzen, rassismuskritischen und migrantischen Perspektiven, Wissensbeständen, Bewegungen und Praktiken, auch im deutschsprachigen Kontext, verbinden?
Raum für Fragen, Ideen, Vorschläge, Projekte im Rahmen der AG